Attilas Idee
Attila ist wieder im vollen Besitz seiner kreativen Energie. Er fühlt sich stark und befreit. Von der Drohnenphobie ist nichts geblieben. Spontane Selbstheilung ist das in keinem Fall. Die Abfolge der chaotischen Ereignisse, die er sehr aktiv mit verursacht hat, befreite ihn von der Angst vor fliegender Kleintechnik. Gleich einer Hyposensibilisierung konfrontierten die Geschehnisse Attila ununterbrochen mit einer Überdosis an technologischen Allergenen. Inzwischen sind Drohnen für ihn ein integraler Bestandteil seines Lebens. Einen Tag ohne seltsame, technische Artefakte kann er sich nicht mehr vorstellen. Er ist geheilt, neu euphorisiert und verschiedenste, unmögliche Ideen gehen ihm durch den Kopf. Eine nicht ganz ungefährliche ist darunter und genau diese setzt er in die Tat um. Später wird er nicht sagen können, warum er sich so spontan ausgerechnet für die dümmste und gefährlichste Idee entschieden hat.
Auf dem Kahn, mit dem Attila im vergangenen Oktober in das Innere des Spreewaldes vordrang und der ihn bis vor Matz's Anwesen brachte, wurde er von 'Koma-Ben' angerufen. Sein ehemaliger, politischer Gegenspieler bot ihm eine Arbeit in der Politik an. Ihr Gespräch wurde durch den Angriff der letzten Drohnen abrupt beendet und Attila fiel samt Telefon in die Spree. Aus dieser zog Matz ihn wieder heraus. Koma-Ben hatte etwas von Hilfe für eine Wahlkommission und Geld gesagt. Das Wort 'Geld' elektrisierte ihn bereits im Oktober. Die Suche nach den Ursachen, Zufällen und Kausalketten, die Attilas Hirn zwangen, am Neujahrstag 2014 genau dieses Gespräch aus dem Informationssumpf seines Kopfes zu ziehen, kann durchaus als Thema für eine Dissertation dienen. Eigentlich kann Attila gar nichts mit Geld anfangen. Er hat auf dem Spreewaldhof alles, was er benötigt und offiziell darf er nirgendwo auftauchen. Nur seine gigantischen Schulden bei einem Teil der geschäftlichen Unterwelt und die eher moralische Verpflichtung zur Wiedergutmachung seiner Brandrodung vor dem Hof von Matz bedrücken ihn. 'Geld' kann da helfen und in der Politik ist viel Geld beschaffbar oder abzweigbar und eine größere Menge leicht verdienten Geldes schadet nie. Also wird er Koma-Ben anrufen. Was kann es schaden?
Attila nutzt das Internet und hat innerhalb weniger Minuten Adresse und Telefonnummer von Koma-Ben gefunden. Politiker wollen gefunden werden, so bereitet das keine Schwierigkeiten. Bernd Komanski hat seinen Spitznamen nicht grundlos. Attila vermutet, dass ein Anruf bei ihm am Neujahrstag sinnlos ist. Die Folgen der Silvesterfeier hat Koma-Ben unter Garantie noch nicht verarbeitet. Auch möchte er nicht vom Matz-elemec-Hof aus telefonieren. Die Enttarnung des Hauptquartiers der 'Magic Machine Busters' ist ihm viel zu gefährlich. Er mutmaßt, dass Matz für diesen Fall einige Vorkehrungen getroffen hat. Dass diese nicht als harmlos eingestuft werden können, ist ihm bewusst. Schon deshalb möchte er nicht von hier telefonieren. Also sucht er weiter: nach einem öffentlichen Telefon in der Nähe des Hofes. Einige Meter muss er laufen, da es inzwischen kaum noch Telefonzellen oder ähnliche anonyme Telekommunikationspunkte gibt. Das ist genau die richtige Beschäftigung für einen Vormittagsgang zum Einkauf von Brötchen und Mett für ein herzhaftes, zweites Frühstück.