Heimtückischer Anschlag auf einen Helden der sozialistischen Arbeit

Ein Ereignis erschütterte gestern Abend Ranzlow – und nun wird die gesamte Republik nicht mehr in Ruhe schlafen können. Weitreichende diplomatische Verwicklungen und politische Konsequenzen sind zu erwarten.

Ranzlow, DJ Am vorgestrigen Abend ereignete sich in Ranzlow ein unvorstellbar abscheuliches Ereignis: Der Klassenfeind verübte in niederträchtigster Art und Weise einen feigen Anschlag auf einen Helden der sozialistischen Arbeit. Den Bestrebungen unserer werktätigen Bauern zur Planerfüllung und der Herstellung der Selbstversorgung unserer Republik mit Lebensmitteln wurde ein schwerer Schlag zugefügt.

Ein Agent des Klassenfeindes schlug Rolf B. nieder, als er nach einem erfolgreichen Kampf an der Entefront seinen Mähdrescher auf dem Hof der LPG abstellte. Der Täter lauerte offensichtlich hinter einem Lagerhaus auf dem Betriebsgelände der LPG. Der Pförtner war nach eigenen Aussagen ahnungslos, mutmaßt aber, daß der vorhergehende Stromausfall durch den Verbrecher, den der Klassenfeind ausgesandt hatte, verursacht worden war. So konnte der Agent unerkannt das gesicherte Gelände betreten und auch wieder verlassen.

Hans R., Parteisekretär von Ranzlow, rief auf einer sofort einberufenen Vollversammlung der Einwohner des Ortes im Kulturhaus von Ranzlow alle Bürger und Kommunisten zur erhöhten Wachsamkeit vor den verbrecherischen Machenschaften des Klassenfeindes auf. Er wird alle verfügbaren Mittel und Kräfte mobilisieren, um die abscheulichen und schändlichen Vorfälle des vorgestrigen Abends aufzudecken. Alle Bürger von Ranzlow sollen ihre Häuser verschlossen halten und sich von Fremden sofort die Personaldokumente zeigen lassen. Das Auftauchen von Agenten des Klassenfeindes ist sofort dem Abschnittsbevollmächtigten der Polizei zu melden. Die Ortseingangsschilder werden mit zusätzlichen Hinweistafeln ausgestattet, die folgende Aufschrift tragen werden: "Agenten des Klassenfeindes sind unerwünscht!".

Rolf B. mußte in das Krankenhaus der Kreisstadt eingeliefert werden. Nach komplizierter und langwieriger Behandlung geht es dem Geschädigten heute den Umständen entsprechend wieder gut. Der Direktor des Krankenhauses äußerte sich erschüttert bezüglich der Vorgänge und Auswirkungen der Taten des Abends. Eine medizinische Sonderkommission des Bezirkes untersucht aktuell den Vorfall.

Wie aus der Bezirksparteileitung verlautete, ist mit diplomatischen Verwicklungen und politischen Konsequenzen zu rechnen.

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W24C1P1
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http://texorello.org/W24C1P1
26. Juli 1986 17:33 Uhr
Ort: Ranzlower Kulturhaus
Personen: Journalistin, Blauer Rolf, Krüger
26. Juli 1986 17:33 Uhr
Ort: Ranzlower Kulturhaus
Personen: Blauer Rolf, Journalistin, Krüger
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