Die Lust, sich etwas anzueignen

Die Lust, uns etwas anzueignen, ist ungetrübt, solange wir lernen dürfen und nicht lernen müssen.

Lernen bedient alle Grundbedürfnis. Das macht es so attraktiv. Wer sich beruflich verändern will, um endlich das zu machen, was ihm gefällt, wird sich meistens gut motiviert viele Kenntnisse und Fähigkeiten neu aneignen.

Wer lernt, schafft sich Möglichkeiten, sein Leben aktiv zu gestalten. Wer ein buntes Leben anstrebt, braucht viele Farben. Wer ein sicheres Leben möchte, braucht stabile Grundstoffe. Wer als Krieger durch fremde Lande ziehen will, muss viele Kampftechniken beherrschen. Wer von vielen verstanden werden möchte, lernt viele Sprachen. Wie das Herz den Körper versorgt, beliefert das Lernen die Seele, ein Leben lang.

Lernen wird als unangenehm empfunden, wenn man dazu gezwungen wird. Das macht ähnliche innere Widerstände, als würde man zu einem hervorragenden Essen oder zu anderen Dingen des Lebens gezwungen werden, die eigentlich sehr reizvoll sind. Es kommen Ekelgefühle auf.

Während der Schulzeit teilt man die Themen ‚Lernen’ und ‚Spaß haben’ in zwei unterschiedliche große Bereiche. Komplexe Spielprogramme erlernt man hoch konzentriert und hoch motiviert, wenn sie in die Kategorie ‚Spaß haben’ einsortiert werden.

Emotionslose geschichtliche oder theoretische Lerninhalte haben keine Chance, die inneren Widerstände zu überwinden, weil davon keine Freude ausgeht.

Eigentlich ist das ganze Leben ein ständiger Lernprozess. Das Problem ist, dass man gelernt hat, lernen zu müssen und dabei die Hoffnung aufbaut, irgendwann damit aufhören zu dürfen, weil man ja schon alles weiß und kann.

Wer sein Leben gestalten will, muss lernen? Das 'Muss' wird bei den meisten Menschen nicht funktionieren, weil sie versuchen müssen, die Ekelgefühle und andere Widerstände zu überwinden.

Wer sein Leben gestaltet, eignet sich mit viel Freude neue Fähigkeiten und Kenntnisse an. Einfach so.

Auch für Erwachsene ist es einfach, die kindliche Neugierde des Erkenntnis-Anteils zu wecken und das menschliche Interesse des Empathie-Anteils anzusprechen. Man braucht nur Fragen zu stellen: Warum machst du das? Wie funktioniert das? Warum fühlst du dich so? Wissens- und Ratgeberbücher verkaufen sich gut. Mit Quiz-Sendungen und Wissens-Shows erreicht man hohe Einschaltquoten, weil sie Spaß machen.

Aus den Antworten ergeben sich neue Fragen, daraus neue Antworten, daraus vertiefende Fragen und so weiter. Man sammelt Wissen ohne Ende, probiert ständig etwas Neues aus und ergänzt Tag für Tag seine emotionalen Erfahrungen. Das Leben macht Spaß, wenn es wieder Spaß macht, sich Kenntnisse und Fähigkeiten aneignen zu dürfen.

Das innere Führungsteam macht Lust darauf, etwas zu genießen. Auf der Terrasse vor dem zentralen Schloss in der Seelenlandschaft ist der Tisch gedeckt. Den Persönlichkeitsanteilen, die sich dort versammelt haben, läuft das Wasser im Mund zusammen, denn heute wird ein Menü kredenzt, das allen etwas ganz Besonderes bietet.

Nach der Wiederentdeckung der Lust am Lernen, kann man das innere Führungsteam darum bitten, die Sammel- und Übungsleidenschaft in zielgerechte Bahnen zu lenken. Man kann darauf vertrauen, dass die geweckten Interessen, die Wissbegierde und die Art des Lernens zur Persönlichkeit passen, wenn man keinen Zweifel mehr über die gegenwärtige und zukünftige Lebensgestaltung hat.

Das Ich vermittelt zwischen innerer Neugierde und äußerem Wissens- oder Trainingsangebot. Auf Direktiven sollte man besser verzichten. Selbstbestimmung und Freiwilligkeit sind die ersten Gebote der Lernmotivation. Woran habt ihr Spaß? Die Speisekarte macht die Runde. Der Koch steht selbst am Tisch, macht Vorschläge und hört genau hin. Nicht jeder mag Geflügel rosa. Und auch für Vegetarier gibt es zauberhaft leckere Speisen.

Alle Persönlichkeitsanteile streben nach Versorgung. Die Aneignung von Kenntnissen und Fähigkeiten sorgt nicht nur für Ressourcen, sie bietet seelische und geistige Nahrung für alle Grundbedürfnisse.

Wir werden die Speisekarte zunächst nach typischen Gerichten sortieren und uns dann davon überraschen lassen, wie lecker zum Beispiel der Sicherheitsanteil das Durchsetzungsmenü findet.

‚Manchmal’, sagt der Sicherheitschef, ‚ist der Angriff wirklich die beste Verteidigung.’

‚Wie witzig’, entgegnet sein roter Kollege, ‚dann werde ich mal etwas von deinen Speisen probieren. Vielleicht liegt wirklich in der Ruhe die Kraft?’

 

Erkenntnis-Menüs: Wissen, wie es funktioniert. Die Logik hinter aller Zauberei. Die Strukturen erkennen. Kettenreaktionen. Der Domino-Effekt. Was die Welt zusammenhält.

 

Empathie-Menüs: Das Leben erleben. Wie Gefühle entstehen. Spannung und Entspannung. Träumen lernen. Wie man Geschichten erfindet. Kreativität für Fortgeschrittene.

 

Durchsetzungs-Menüs: Die Quellen der Kraft. Abenteuer Zukunft. Angriff ist die beste Verteidigung. Manipulieren und Gewinnen. Von der Fitness zum Leistungssport. And now: action!

 

Zugehörigkeits-Menü: Wir sind das Team! Diskussions-Runde. Mode machen – Mode leben. Integrationsarbeit. Kunst der Unterhaltung. Dabei sein ist alles. In oder out sein.

 

Sicherheits-Menü: Wir bauen ein Modell. Immer hellwach. Ordnung muss sein. Die unsichtbaren Gefahren. In der Ruhe liegt die Kraft. Nachhaltigkeit auf dem Prüfstand.

 

Individualitäts-Menü: Spezialwissen für Eingeweihte. Fehler frühzeitig erkennen. Informations-Management. Verfahrenstechnik. Organisation. Qualität schaffen. Orden, Pokale und Titel.

 

Zu jedem Menü gehören mehrere Gänge. Wir beginnen mit Vorspeisen und ein paar leckeren Kleinigkeiten, die dabei helfen, den Alltag, also frühere Lernerfahrungen, zu vergessen und Lust auf mehr machen.

Wenn dann nach dem ersten Hauptgericht der aktuelle Hunger gestillt ist, kommen Leckereien auf den Tisch. Leicht verdaulich und gut bekömmlich helfen sie, Vorräte anzulegen. Man muss nicht dick werden, sondern wohlgenährt über jene Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die man für berufliche und persönliche Lebensalternativen braucht.

Das Dessert rundet das Menü ab. Kleine ‚Sünden’ sorgen dafür, dass ein guter Nachgeschmack bleibt und man Lust darauf bekommt, bald mal wieder speisen zu gehen.

Der Speiseplan eines guten Restaurants lebt von Variationen. Es kann Tage geben, in denen die körperlichen, seelischen oder geistigen Aspekte im Vordergrund stehen.

 

Körperlich/faktische Variationen: Wissen, wie die Dinge funktionieren. Etwas herstellen oder reparieren können. Sich in technische Zusammenhänge einfühlen können. Mit bestimmten Dingen sicher umgehen können. Organische Abläufe verstehen und beeinflussen können. Sportliche, gesundheitliche Leistungen bringen können.

 

Seelisch/emotionale Variationen: Wissen um die Persönlichkeitsanteile und seelischen Abläufe. Emotionen hervorrufen und verändern können. Menschen verstehen können. Menschen motivieren und führen können. Therapeutisch tätig sein zu können.

 

Geistige/sinngebende Variationen: Um die Funktionen von Lebenskonzepten und Sinn wissen. Geistige Zusammenhänge bestimmen können. Wissen um die geistigen Strukturen nutzen können. Wirkungen der Kunst verstehen. Künstlerisch oder geistig tätig zu sein.

 

Idealerweise verknüpft sich dieses Spaß-Lernen mit den Lernmotiven und Lernstrategien der bereits in der Persönlichkeit angelegten Erfahrungen. Man lernt von Geburt an auf eine Weise, die von den individuell dominierenden Grundbedürfnissen und Orientierungen bestimmt wird. Das natürliche Interesse an bestimmte Lerninhalte und bevorzugten Lernstrategien führt zu Kompetenzen, die sich nutzen lassen, um sich neue Kenntnisse und Fähigkeiten mit Spaß anzueignen.

W37C6P1
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Inhaltsverzeichnis
  1. Emotionen und Grundbedürfnisse
    1. Wozu sind Emotionen gut?
    2. Das Direktorium
    3. Fest verankert oder hoch hinaus
    4. Sicherheit
    5. Durchsetzung
    6. Der Konflikt: Sicherheit oder Durchsetzung
    7. Auf der Bühne oder im Publikum
    8. Zugehörigkeit
    9. Individualität
    10. Der Konflikt: Zugehörigkeit oder Individualität
    11. Ein cooler Typ oder ein warmherziger Mensch
    12. Erkenntnis
    13. Empathie
    14. Der Konflikt: Erkenntnis oder Empathie
    15. Der Vorsitzende und sein Team
    16. Multiple Konflikte
    17. Die Beteiligten
  2. Persönlichkeiten
    1. Die Freiheit der Glücklichen
    2. Die Wahl des richtigen Weges
    3. Sich auf eine neue Art bewegen
    4. Lebenskonzepte
    5. Von der Kopie zum Original
    6. Entwicklungs-Persönlichkeiten
    7. Erhaltungs-Typen
    8. Beziehungs-Menschen
    9. Orientierungs-Persönlichkeiten
  3. Selbstbestimmung
    1. Das Selbst bestimmt
    2. Aus sich selbst heraus
    3. Sich die Freiheit nehmen
    4. Gelassen werden
    5. Mit den Göttern reden
    6. Ins gelobte Land
    7. Sich selbst organisieren
    8. Der Moderator
  4. Selbstentwicklung
    1. Die Schatzkammern
    2. Ganzheitliche Intelligenz
    3. Die Kräfte entfalten
    4. Das Leben gestalten
    5. Abschied von der Kindheit
    6. Das Gute und das Böse
    7. Religionen
    8. Geistige Bedürfnisse
    9. Auf die Gefühle achten
    10. Der passende Beruf
  5. Beziehungen
    1. Zwei einzigartige Menschen
    2. Beziehungsthemen und Ziele
    3. Berufliche Beziehungen
    4. Vertrauen begründen
    5. Ziele synchronisieren
    6. Vernunft und Egoismus
    7. Inhalte und Emotionen
    8. Mit wem rede ich?
  6. Lernen und Spaß haben
    1. Die Lust, sich etwas anzueignen
    2. Die Schatzkammern füllen
    3. Lernprojekte und Lernbeziehungen
    4. Erziehung oder Manipulation
    5. Verhaltensalternativen
    6. Lernumgebung und Lerntypen
    7. Bildungswesen
  7. Mitarbeiter und Teams
    1. Die Aufgabenverteilung
    2. Vertrauen und Kontrollieren
    3. Die Familie "Team"
    4. Die Mitarbeiter-Aufgaben-Passung
    5. Motivation und Führung
    6. Funktionierende Teams
  8. Kunden-Persönlichkeits-Orientierung
    1. Die Persönlichkeit des Kunden
    2. Die Beziehung: Kunde und Verkäufer
    3. Manipulierendes Verkaufen
    4. Gespräche führen
    5. Modernes Marketing
    6. Entwicklung der Kundenbeziehungen
  9. Wozu etwas ändern?