Auf der Suche nach Erklärungen

Wir können uns die Verbindungen des individuellen mit dem kollektiven Unbewussten wie eine Cloud vorstellen. Dort sind universelle Geschichten gespeichert, die wir als eigene Erinnerungen für uns nutzen können. Ein Verhaltensprogramm ist eine erinnerte Abfolge von Aktionen und Reaktionen und Handlungsbedingungen. Mit jeder neuen Erinnerung, vor allem wenn sie mit starken Gefühlen einhergeht, wird eine neue Abfolge gespeichert und so wächst unser Repertoire an Verhaltensmöglichkeiten.

Es scheint, als nutzten wir das zentrale System zum permanenten Back-up, vielleicht zur nächtlichen Speicherung der aktuellen Tagesereignisse. Am Ende des Lebens wäre dort alles vorhanden, was wir gedacht, gefühlt und erlebt haben.

Die Seele eines neugeborenen Menschen kann mit diesen Erinnerungen eines oder mehrerer Menschen initialisiert werden. Das wären dann die Basis-Erfahrungen, die wir in das Leben mitbringen.

Wie gesagt, das ist nur eine Möglichkeit sich die Zusammenhänge vorzustellen.

Das Gehirn ist ein Netzwerk aus achtzig bis einhundert Milliarden intelligenten Nervenzellen.

Was uns bewusst wird, wurde vorher im Gehirn so arrangiert, dass wir es nachempfinden und verstehen können. Dies können Szenen aus früheren Leben sein oder etwas, das andere Menschen erlebt haben.

Es findet eine Transformation statt, die unser Bewusstsein sicher vermuten lässt, die Erinnerungen mit eigenen Sinnen entweder assoziiert oder dissoziiert real wahrgenommen zu haben.

Die assoziierte Wahrnehmung ermöglicht uns, so zu tun, als seien unsere Erinnerung oder die Idee über eine zukünftige Situation so real, als würden sie uns hier und jetzt geschehen. All unsere Gefühle werden dadurch aktiviert.

Bei der dissoziierten Wahrnehmung betrachten wir uns in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft quasi von außen. So können wir uns selbst in unseren Interaktionen kritisch betrachten und beurteilen. Wir erkennen rational und objektiv. Wir sind dann das Objekt unserer Wahrnehmung.

Auf welche Weise die „fremden“ Erinnerungen technisch gesehen in unser Unbewusstes einfließen, können wir nur vermuten. Es ist jedenfalls ein hochkomplexes und intelligentes System, das die erlebten oder kommende Erfahrungen, die uns betreffen, so inszeniert, dass wir sie von allen Seiten aus allen Perspektiven wahrnehmen können. Dies ermöglicht uns ausgewogene, alle Beteiligten integrierende Entscheidungen.

Solange wir nicht wissen, woher das Unbewusste die Informationen für seine Inszenierungen bekommt, versuchen wir plausible Erklärungen zu finden.

Erste mögliche Erklärung: Mit der Entwicklung des Gehirns werden kollektive und archaische Inhalte als Basis-Informationen angelegt. Diese genetisch initiierten Erinnerungen brauchen wir, um spätestens nach der Geburt Sinneseindrücke einordnen zu können. Auf dieser Grundlage machen wir eigene Erfahrungen und lernen, uns und andere Menschen emotional zu verstehen. Wir existieren nur einmal und es gibt keine anderen Informationsaustausche mit anderen Menschen als jene, die wir über unsere Sinne wahrnehmen können. Die ‚außersinnlichen‘ Erinnerungen, also wenn zum Beispiel zwei das Gleiche denken oder etwas sehen, das physikalisch nicht existiert, können Zufall sein oder sich aus der gemeinsamen Deutung von Phänomenen oder subtilen Gefühlsäußerungen ergeben. Im Laufe unseres Lebens sammeln wir Milliarden von Erinnerungspaketen, die im Unbewussten bearbeitet und unserem Bewusstsein nur bei Bedarf offenbart werden. So ist es verständlich, dass uns manchmal Inhalte bewusst werden, die uns absolut fremd erscheinen. Die Wahrheit ist simpel: Wir selbst sind dieses wunderbare, tiefe und weite Unbewusste, das uns ein emotional reiches Leben und Zusammenleben mit allen Mitmenschen aller Kulturen erlaubt.

Zweite Erklärung: Die erste Erklärung verändert sich in dem Punkt, dass wir untereinander auf eine nicht bekannte Weise verbunden sind. Es gibt in einem geistigen Netzwerk eine physikalisch kaum messbare, aber in den Wirkungen spürbare Interaktion zwischen deinem und meinem Gehirn. Da diese Kommunikation zwischen den Seelen in der gleichen Gegenwart geschieht, sind auch gemeinsame Wahrnehmungen oder ‚Erinnerungen‘, wie das Paradies, mögliche und für alle Menschen nutzbare Ressourcen. Unser Verhalten und unsere Gedanken werden Teil der Erinnerung jener, die mit uns auf einem noch unbekannten Weg verbunden sind.

Dritte Erklärung: Die zweite Erklärung ergänzt sich um die Möglichkeiten der Wiedergeburt. Wir können mehrere Leben nutzen, um uns weiterzuentwickeln. Unser Verhalten aus früheren Zeiten beeinflusst unser Handeln. Alles, was wir machen, hat Wirkungen in diesem und in folgenden Leben. Wir streben nach Wiedergutmachung oder Ausgleich. Wir können zufrieden und geduldig sein, mit dem, was jetzt geschieht, denn es folgen noch andere Leben. Irgendwann werden wir uns entscheiden, im Paradies zu bleiben.

Es ist wohl nicht wichtig, ob wir vom Paradies, von der universellen Cloud, dem kollektiven Unbewussten, einem geistigen Internet oder der individuellen Fantasie sprechen.

Aber, für die seelische Gesundheit und die Entwicklung zu einem in sich selbst ruhenden und liebesfähigen Menschen ist es notwendig, sich bewusst mit den positiven, liebevollen inneren Instanzen zu verbinden. Dazu nutzen wir Selbstgespräche, Meditationen oder Gebete.

Für eine tiefe Wirkung wählen wir als Zentrum unserer Seele ein geistiges, universelles Wesen, dem wir zutrauen, uns umfassend zu lieben, uns auch in unseren Irrtümern zu verstehen, uns anzunehmen, zu fördern und zu beschützen. Dies können die Göttin Anima oder die Gottesmutter Maria sein. Wir dürfen uns auch direkt an Gott wenden oder Jesus als ständigen Begleiter wählen. Manchen Menschen mag es angenehmer sein, sich einem der Heiligen oder Propheten anzuvertrauen.

Wie auch immer Sie diese Instanz nennen, gehen Sie von einem heiligen Wesen aus, das größer ist als alle Vernunft und das Sie liebt, bedingungslos und umfassend und für alle Zeit.